Februar 2007

von Christian Janatsch

Wieder einmal möchte ich Ihnen, lieber Tierschützer, nach meiner Rückkehr aus Kiew erzählen, was sich in der ukrainischen Metropole getan hat.

Wie schon berichtet, ist Vizebürgermeisterin Irena Kilchytska (wie Ihnen schon aufgefallen sein wird, gibt es in Kiew zwar nur einen Bürgermeister, aber mehrere Stellvertreter ! ) mit für Kiew sensationellen Gesetzesverordnungen vorgeprescht, die in der Stadtverwaltung ein mittleres Erdbeben ausgelöst haben. Ich war also mehr als gespannt, wie eine Frau beschaffen sein mag, die in einer Männergesellschaft, wie es sie in Kiew nun einmal gibt, solches zuwege bringt, allen Widerständen zum Trotz !

Ich war in der Tat sehr beeindruckt: Irena Kilchytska ist eine Frau Ende Dreißig, die bei ihrem Erscheinen sofort Autorität und große Durchsetzungskraft ausstrahlt. Keine Vertreterin des diplomatischen Herumgeredes, sondern eher der unmissverständlichen Worte, die bei Nichtbefolgen auch sofortige Konsequenzen nach sich ziehen. So wurde dem Direktor des berüchtigten „Tierheimes“ in Borodyanka, M. Kutchynsky, für den Fall des Missachtens einer Anweisung gleich der Besen zum Straßenkehren in Kiew in Aussicht gestellt...!

Nachdem wir also mehr als eineinhalb Stunden über alle Punkte der neuen Verordnungen diskutierten und alle Eventualitäten des Kastrationsprogrammes – das bereits spätestens Anfang April gestartet werden soll ! – erörtert hatten, war die gleiche optimistische Stimmung wie nach unserem Gespräch mit Vizebürgermeister Dovgiy im Oktober letzten Jahres zu spüren, nur noch konkreter. Man kann jetzt nur hoffen, dass diese Regierung zumindest solange Bestand haben möge, bis die humane Lösung des Streunerproblems in Kiew auf den Weg gebracht worden ist.

Was jetzt natürlich sehr hilfreich wäre: die Entsendung junger, österreichischer Veterinäre für eine gewisse Zeit nach Kiew, um bei den Kastrationen zu helfen. Sollte sich unter den Besuchern dieser Homepage der eine oder andere junge Tierarzt befinden, der gewillt wäre, 1 – 2 Wochen (auf Wunsch natürlich auch länger ! ) in Kiew zu arbeiten, wären wir für einen Anruf sehr dankbar.

Ebenso dankbar wären wir auch großzügigen Tierfreunden, die ein Flugticket für einen Tierarzt zu sponsern bereit wären! Es geht nicht nur um irgendeine Tierschutzaktion, sondern um ein Zeichen höchster Symbolik in einem ehemaligen Sowjetstaat: die Beendigung jahrzehntelangen, unermesslichen Tierleids, den Aufbruch in ein neues Zeitalter, in dem kein Platz mehr ist für unmenschliche Grausamkeiten verbrochen an unseren tierischen Mitgeschöpfen.

Wenn Sie ein Teil dessen sein möchten, melden Sie sich bitte!


Jannuar 2007

von Christian Janatsch

Sensationelle Entwicklungen in der Ukraine veranlassen Christian Janatsch am 7. 2. 07 nach Kiew zu fliegen, um einen Termin mit der neuen Vizechefin der Stadtverwaltung, Frau Irena Kilchytska, wahrzunehmen.

Laut Tamara Tarnawska hat diese Frau in der kurzen Zeit seit ihres Amtsantrittes mehr bewirkt und veranlasst, als alle Politiker der letzten zehn Jahre zusammen!

Hier die wesentlichsten Punkte ihrer revolutionären Maßnahmen :

26.1.07
Anordnung Nr. 5, erarbeitet bei der Arbeitssitzung am 17.1.07
Betr.: ungehinderter Zutritt zum Tierheim Borodyanka für Journalisten und Repräsentanten von Organisationen des Gemeinwesens (z. B. Tierschutz)

Verordnung

  1. Tägliche Öffnungszeiten in Borodyanka – auch an Samstagen und Sonntagen – für ungehinderte Besuche von Journalisten und Vertretern oben erwähnter Organisationen, die einen Ausweis bzw ein abgestempeltes Dokument ihrer Organisation vorweisen, sind einzuführen.
    Verantwortlich : I. B. Lisinovskyi
  2. Sicherheitsmaßnahmen für die Besucher während ihres Aufenthaltes sind auszuarbeiten.
    Verantwortlich : A. Y. Rubinov
  3. Die Besucher sind mit diesen Regeln vor ihrem Besuch vertraut zu machen.
    Verantwortlich : I. B. Lisinovskyi
  4. Einschläferungen in Borodyanka dürfen nur noch tgl. von 10 – 12 Uhr durchgeführt werden. Auf deren Wunsch können Tierschutzvertreter anwesend sein
    Verantwortlich : I. B. Lisinovskyi
  5. Alle verantwortlichen Parteien müssen die Kenntnis dieser Verordnung mit ihrer Unterschrift bestätigen.
  6. Der Verantwortliche für die Ausführung dieser Verordnung, Herr O. P. Andryichuk, muß ihre Umsetzung kontrollieren.
  7. Herr Andriychuk, der Verantwortliche für die Ausführung dieser Verordnung, ist zu kontrollieren

s/M. Kuchynskyi
Dir. Dd.
Gemeindeamtes

Anordnung Nr. 6, erarbeitet bei der Arbeitssitzung am 17. 1. 07

Verordnung

  1. Das Einfangen streunender Tiere darf nur ausgeführt werden in Übereinstimmung mit den Forderungen der Tierschutz- und Gemeindeorganisationen, deren Vertreter auf Wunsch dabei anwesend sein können.
    Verantwortlich: S. Y. Koshil
  2. Die Vertreter der Medien und der Tierschutz- und Gemeindeorganisationen (z. B. SPA-SOS , Tierschutzverein Zakhyst, Wohltätigkeitsverein Sirius, Junge Liga für Tierschutz) sind bezüglich Anfragen von Einzelpersonen über das Einfangen von streunenden Tieren und den Zeitpunkt der Ausführung zu informieren.
    Verantwortlich : S. Y. Koshil
  3. Im Falle der Abwesenheit der Organisationsvertreter muß die Anzahl der eingefangenen Tiere, sowie die Örtlichkeit des Einfangens veröffentlicht werden.
  4. Auf Anfrage der Organisationen und Journalisten müssen Einschläferungsdokumente ausgestellt werden, die von der Stadtverwaltung zu bestätigen sind.
    Verantwortlich : N. M. Vdovchenko
  5. Alle Verantwortlichen müssen die Kenntnis dieser Verordnung mit ihrer Unterschrift bestätigen.
  6. Der Verantwortliche für die Ausführung dieser Verordnung, Herr O. P. Andryichuk, muß    ihre Umsetzung kontrollieren.

 

s/M.Kuchynskyi
Dir. d. Gemeindeamtes

Zusätzliche Richtlinien für den Umgang mit Tieren
Entsprechend dem Ukrainischen Gesetz den Schutz von Tieren vor Grausamkeit betreffend (Schutz vor Leiden und Tod durch Tierquälerei), sind Lebensbedingungen zu schaffen, die mit ihren individuellen und biologischen Besonderheiten im Einklang stehen. Ebenso müssen Moral und Menschlichkeit unserer Gesellschaft gestärkt werden.

  1. Gemeindeorganisationen wie Tieridentifikationszentrum, Tierheim Borodyanka, Veterinärmedizinisches Spital der Stadt Kiew ist es verboten, unmenschliche Tiervernichtungsmethoden anzuwenden (Tod durch Ersticken oder Überhitzen, Elektroschock, schmerzhafte Injektionen, Vergiften, Verwendung curareähnlicher Substanzen und andere schmerzhafte Verfahren).
  2. Das Tierheim Borodyanka und das Vet. Med. Spital der Stadt Kiew muß Kastrations- und Sterilisationsprogramme anwenden, um die Anzahl von Streunertieren zu regulieren.
  3. Das Tierheim Borodyanka und das Vet. Med. Spital der Stadt Kiew muß sterilisierte Streuner Tierheimen oder Organisationen übergeben, die darauf spezialisiert sind.
  4. Das Tieridentifikationszentrum muß für elektronische Identifikationsmöglichkeiten von streunenden Tieren Sorge tragen.
  5. Mit dem Ziel, die Haltung, den Schutz und die allgemeine Behandlung von Tieren zu verbessern, soll eine Kommission als Exekutivorgan der Stadtverwaltung Kiews gebildet werden, wie folgt :
    Chefin der Kommission : Irena Kilchytska, Vizechefin der Stadtverwaltung
    Chefin der veterinärmedizinischen Verwaltung : Lyudmyla Oliynyk